Zahlenspielerei … Zeitungssterben?!?

Roland Unger, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

 

Eine Zahlenspielerei. Die Datenspezialisten von OpenDataCity haben sich Zahlenkolonnen der IVW, der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V., in Deutschland vorgenommen. Herausgekommen ist ein interaktives Chart, in dem die Enwicklung der Auflagezahlen deutscher Zeitungen, die seit 2001 mindestens einmal eine Auflage von 25.000 Exemplaren hatten. “Wir projizieren die Auflagenzahlen in die Zukunft und berechnen, wie lange es dauert, bis eine Publikation die Hälfte ihrer Auflage verliert”, schreiben die Zahlenverarbeiter. Zeitungstitel nach Belieben eingeben und auf die Lupe klicken:


[OpdenDataCity: Zeitungssterben ]

Im Jahr 2040

Zahlenspielerei. Schon 2004 hat der US-Journalismusprofessor Philip Meyer in seinem Buch “The Vanishing Newspaper” die Auflagenentwicklung amerikanischer Zeitungen konsequent zu Ende gerechnet. Sollte sich an der Situation nichts ändern, resümierte Meyer in seinem Buch, dann werde im April 2040 die letzte Zeitung in den Vereinigten Staaten gedruckt.

Sinnigerweise lautet der Untertitel des Buchs “Die Rettung des Journalismus im Informationszeitalter”.

2040 ist auch das entscheidende Jahr für die Voraussage des Future Exploration Network. Die Organisation mit Sitz in Sydney, San Francisco und London bezeichnet sich als Lieferant von Daten und Fakten für Entwicklungs- und Zukunftsstrategien. Und in dieser Funktion hat es die Zukunft der Medien beforscht.

Dabei kommt das Network zum Ergebnis, dass 2040 die Zeitung, wie wir sie kennen, weltweit ausgestorben sein wird. In der Schweiz soll das schon 2025 der Fall sein, in Finnland 2021 und in den Vereinigten Staaten bereits 2017.

In zwei Jahren werden wir also den Wert dieser Prognose kennen …

Von den Prognosenzu den harten Fakten

Keine Zahlenspielerei. Prognosen sind die ein Sache – über sie lässt sich trefflich streiten oder es braucht Geduld, um den Zeitpunkt abzuwarten, an dem sich der Wahrheitsgehalt der Voraussagen überprüfen lässt. Siehe oben …

Nicht wegdisktuieren lassen sich dagegen die Erhebungsdaten der schon erwähnten IVW. Jüngst sind die Verkaufszahlen für die Publikumszeitschriften veröffentlicht worden, die Verkaufszahlen nämlich für das 4. Quartal 2014 im Vergleich zum 4. Quartal 2013.

“Wie allgemein erwartet, mussten viele Publikumszeitschriften vor allem in den wirtschaftlich wichtigen Sparten Einzelverkauf und Abonnement teils gravierende Absatzverluste hinnehmen,” berichtet etwa  dnv, der neue vertrieb, das Magazin für Presse-Marketing und -Verkauf. So hat “Der Spiegel” im Einzelverkauf durchschnittlich gut 24.000 Exemplare je Folge verloren und damit zehn Prozent der Auflage im Einzelverkauf im genannten Zeitraum eingebüßt.

Und in Österreich?

Weil wir gerade bei den Wochenzeitschriften waren. Die heimische Media-Analyse erhebt jeweils von Juli bis zum Juni nächsten Jahres. Von 2012/13 auf 2013/14 haben viele Zeitschriften ordentlich Federn lassen müssen, sprich Leserinnen und Leser eingebüßt :

MA-Wochenzeitungen

(Die Veränderungen habe ich berechnet.)

Soweit die Fakten. Interessant wäre, wie die Prognose für die österrreichichen Publikationen aussehen. Die Vorarbeiten sind geleistet: OpenDataCity stellt den Quellcode für die interaktive Anwendung “Zeitungssterben” auf Github unter einer MIT-Lizenz zur Verfügung. Gesucht wird noch ein findiger Programmierer oder eine findige Programmiererin, die den Algorithmus mit den österreichischen Zahlen füttern.

2 Gedanken zu “Zahlenspielerei … Zeitungssterben?!?

  1. Liebr Herr Rettenegger,
    in Ihrer Österreich-Tabelle scheinen mir die Spaltenüberschriften für 12/13 und 13/14 vertauscht … (?)
    Ansonsten: ein lieber Gruß – laufen wir uns mal wieder über den Weg?
    Johannes F. Reichert

  2. Ja, der Fehlerteufel schläft nicht … herzlichen Dank Johannes F. Reichert für das aufmerksame Lesen. Trotz größter Sorgfalt … Jedenfalls: ich habe die Grafik korrigiert

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