Wikileaks betreibt keinen Journalismus. Diese Feststellung, wird gerade von Medienmachern in diesen Tagen immer wieder als Argument in der Diskussion vorgebracht, ob der Journalismus versagt hat. Wikileaks stellt Daten und Fakten zur Verfügung, konkret eine Viertel Million diplomatischer Dokumente aus den USA.
Das ist zweifelsohne eine Leistung, aber journalistische Arbeit ist das noch nicht. Die beginnt damit, dass Journalisten diese Daten und Fakten, dieses Rohmaterial, fachkundig aufbereiten, Zusammenhänge herstellen, Schlussfolgerungen ziehen – kurzum den Lesern, Hörern, Sehern und Usern Orientierung geben, welche Bedeutung der Inhalt dieser Dokumente hat.
Das tut Wikileaks nicht; diesen Anspruch erhebt Wikileaks auch gar nicht. Dennoch ist die Feststellung, dass Wikileaks nicht die Arbeit von Journalisten übernimmt, und damit zur Tagesordnung übergegangen wird, zu kurz gegriffen.
Warum besorgte sich keine Zeitung die geheimen Depeschen?
Viel zu kurz gegriffen. Denn der Umstand, dass eine Organisation, die kein Medienunternehmen im klassischen Sinn ist, in den Besitz einer Flut geheimer Dokumente kommt und diese auch noch publiziert ohne auf ein klassisches Medium angewiesen zu sein – das hat natürlich nachhaltige Auswirkungen auf den Journalismus.
Welche Konsequenzen er sieht, formuliert Jay Rosen griffig, provokant und diskussionsanregend in einem Eintrag auf seinem Blog „Pressthink“. Hier sind Auszüge (von mir übersetzt):
Es bedarf „der ersten staatenlosen Nachrichtenagentur” http://jr.ly/5jnk um zu zeigen, welche Statistenrolle unsere Medienunternehmen tatsächlich spielen.
Jene, die vertrauliche Informationen weitergeben, suchen sich ihre Ansprechpartner genau aus. Dass sie Wikileaks und nicht Zeitungen wählen, sagt etwas über die Zeitungen aus.
Die Presse als alleiniger Wächter der Demokratie ist tot. Heute ist ein verteiltes System möglich, das den Mächtigen „auf die Finger schaut“. Die traditionelle Presse ist ein Teil dieses Systems.
Wann immer ein Journalist sich dafür entscheidet, etwas nicht zu berichten, entfremdet er sich dem Publikum. Wikileaks ist darauf ausgelegt diese Entfremdung zu verhindern.
Richtig drollig mutet da die Reaktion der WAZ-Mediengruppe an, die blitzschnell „den ersten anonymen Datenupload einer Zeitung im deutschen Internet eingerichtet. So können Menschen mit Hilfe von geheimen Dokumenten auf Missstände hinweisen – und dabei trotzdem anonym bleiben.“
Der Bürger als freiwilliger Lieferant hochbrisanter Dokumente und Informationen.
Diese Aktion darf über die Diskrepanz nicht hinwegtäuschen: Die Redaktionen werden immer menschenleerer. Redakteurinnen und Redakteure werden gekündigt. Solche die in Pension gehen, bekommen keine Nachfolger. Was bleibt ist immer mehr Arbeit, die immer weniger Journalisten aufgebürdet wird. Journalismus ist aber arbeitsintensiv – vor allem investigativer Journalismus braucht viel Zeit. Zeit, die in den Redaktionen kaum noch zur Verfügung steht.
Bleibt also das Eingeständnis, dass die klassischen Medienunternehmen investigativen Journalismus nicht mehr leisten können.
Bleiben also die Erkenntnisse, …
- …dass es großzügiger Förderer bedarf, die Institutionen wie ProPublica ermöglichen, in denen hochwertiger Journalismus geleistet wird und die Produkte an Zeitungen verschenken. (Die Präsentation der groß angekündigten Stiftung für investigativen Journalismus „Glasnost“ des russischen Oligarchen Alexander Lebedew ist nach Angaben der Austria Presseagentur mittlerweile verschoben worden);
- … dass sich investigative Journalisten ihre Sponsoren selber suchen wie auf der Plattform Spot.us;
- … oder dass eben Plattformen wie Wikileaks , BrusselsLeak oder OPenLeaks die Arbeit der Journalisten tun – zumindest was das Besorgen der geheimen Informationen anlangt.
Nachtrag am 16.12.:
Mehrere deutsche Tageszeitung – darunter die taz, die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung – haben einen Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks veröffentlicht. Die Redaktionen sehen in den jüngsten Vorfällen das Funktionieren des Journalismus bedroht:
“Der Journalismus hat nicht nur das Recht, sondern die Aufgabe, den Staat zu kontrollieren und über die Mechanismen des Regierungshandelns aufzuklären. Er stellt Öffentlichkeit her. Ohne Öffentlichkeit gibt es keine Demokratie. Der Staat ist kein Selbstzweck und muss eine Konfrontation mit den eigenen Geheimnissen aushalten. Wir, die Initiatoren und Unterzeichner, fordern, die Verfolgung von Wikileaks, die dem Völkerrecht zuwiderläuft, zu stoppen.”
Nachtrag am 19.12.:
„Nein, Wikileaks ist ganz sicher kein Journalismus“, sagt der Dortmunder Medienwissenschaftler Prof. Claus Eurich in einem Beitrag zum Thema auf „Der Westen„. Aber Wikileaks kann seiner Ansicht nach der Ausgangspunkt für einen seriösen Journalismus sein, der die dargebotenen Fakten prüft.
Auch „Der Standard“ befasst sich unter dem Titel „Der Datenmasse einen Sinn geben“ mit dem Verhältnis von Wikileaks und dem Journalismus:
„[… ] Millionen Net-Citizens glauben jetzt auch, bei ihrer Informationsbeschaffung nicht mehr auf die, in ihren Augen korrupten, zumindest hoffnungslos zurückgebliebenen „alten Medien“ angewiesen zu sein. Das klingt bei vielen Postings durch.
Die Wahrheit in diesem Fall ist allerdings, dass Wikileaks ohne die traditionellen Medien nur einen Bruchteil seiner Wirkung entfaltet hätte. Warum hat Julian Assange wohlweislich ein Abkommen mit einigen der angesehensten Printmedien der Welt geschlossen? Weil die NY Times, der Guardian, der Spiegel, El País und Le Monde die Glaubwürdigkeit, die journalistischen Ressourcen und, jawohl, das Ethos besitzen, der amorphen Datenmasse von 250.000 Botschaftsberichten etc. einen Sinn zu geben.
Seriöser Journalismus besteht aus Überprüfen, Sichten, Einordnen, Bewerten, Interpretieren, Gewichten, aus der Herstellung von Zusammenhängen und Bedeutungskontexten. Dazu bedarf es einer gewissen Qualität, Erfahrung, und, ja, auch Bildung. Darüber verfügen nur Qualitätsmedien. […]“
Wikileaks betreibt keinen Journalismus. Diese Feststellung, wird gerade von Medienmachern in diesen Tagen immer wieder als Argument in der Diskussion vorgebracht, ob der Journalismus versagt hat. Wikileaks stellt Daten und Fakten zur Verfügung, konkret eine Viertel Million diplomatischer Dokumente aus den USA.
Das ist zweifelsohne eine Leistung, aber journalistische Arbeit ist das noch nicht. Die beginnt damit, dass Journalisten diese Daten und Fakten, dieses Rohmaterial, fachkundig aufbereiten, Zusammenhänge herstellen, Schlussfolgerungen ziehen – kurzum den Lesern, Hörern, Sehern und Usern Orientierung geben, welche Bedeutung der Inhalt dieser Dokumente hat.
Das tut Wikileaks nicht; diesen Anspruch erhebt Wikileaks auch gar nicht. Dennoch ist die Feststellung, dass Wikileaks nicht die Arbeit von Journalisten übernimmt, und damit zur Tagesordnung übergegangen wird, zu kurz gegriffen.
Warum besorgte sich keine Zeitung die geheimen Depeschen?
Viel zu kurz gegriffen. Denn der Umstand, dass eine Organisation, die kein Medienunternehmen im klassischen Sinn ist, in den Besitz einer Flut geheimer Dokumente kommt und diese auch noch publiziert ohne auf ein klassisches Medium angewiesen zu sein – das hat natürlich nachhaltige Auswirkungen auf den Journalismus.
Welche Konsequenzen er sieht, formuliert Jay Rosen griffig, provokant und diskussionsanregend in einem Eintrag auf seinem Blog „Pressthink“. Hier sind Auszüge (von mir übersetzt):
Es bedarf „der ersten staatenlosen Nachrichtenagentur” http://jr.ly/5jnk um zu zeigen, welche Statistenrolle unsere Medienunternehmen tatsächlich spielen.
Jene, die vertrauliche Informationen weitergeben, suchen sich ihre Ansprechpartner genau aus. Dass sie Wikileaks und nicht Zeitungen wählen, sagt etwas über die Zeitungen aus.
Die Presse als alleiniger Wächter der Demokratie ist tot. Heute ist ein verteiltes System möglich, das den Mächtigen „auf die Finger schaut“. Die traditionelle Presse ist ein Teil dieses Systems.
Wann immer ein Journalist sich dafür entscheidet, etwas nicht zu berichten, entfremdet er sich dem Publikum. Wikileaks ist darauf ausgelegt diese Entfremdung zu verhindern.
Richtig drollig mutet da die Reaktion der WAZ-Mediengruppe an, die blitzschnell „den ersten anonymen Datenupload einer Zeitung im deutschen Internet eingerichtet. So können Menschen mit Hilfe von geheimen Dokumenten auf Missstände hinweisen – und dabei trotzdem anonym bleiben.“
Der Bürger als freiwilliger Lieferant hochbrisanter Dokumente und Informationen.
Diese Aktion darf über die Diskrepanz nicht hinwegtäuschen: Die Redaktionen werden immer menschenleerer. Redakteurinnen und Redakteure werden gekündigt. Solche die in Pension gehen, bekommen keine Nachfolger. Was bleibt ist immer mehr Arbeit, die immer weniger Journalisten aufgebürdet wird. Journalismus ist aber arbeitsintensiv – vor allem investigativer Journalismus braucht viel Zeit. Zeit, die in den Redaktionen kaum noch zur Verfügung steht.
Bleibt also das Eingeständnis, dass die klassischen Medienunternehmen investigativen Journalismus nicht mehr leisten können.
Bleiben also die Erkenntnisse, …
- …dass es großzügiger Förderer bedarf, die Institutionen wie ProPublica ermöglichen, in denen hochwertiger Journalismus geleistet wird und die Produkte an Zeitungen verschenken. (Die Präsentation der groß angekündigten Stiftung für investigativen Journalismus „Glasnost“ des russischen Oligarchen Alexander Lebedew ist nach Angaben der Austria Presseagentur mittlerweile verschoben worden);
- … dass sich investigative Journalisten ihre Sponsoren selber suchen wie auf der Plattform Spot.us;
- … oder dass eben Plattformen wie Wikileaks , BrusselsLeak oder OPenLeaks die Arbeit der Journalisten tun – zumindest was das Besorgen der geheimen Informationen anlangt.
Nachtrag am 16.12.:
Mehrere deutsche Tageszeitung – darunter die taz, die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung – haben einen Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks veröffentlicht. Die Redaktionen sehen in den jüngsten Vorfällen das Funktionieren des Journalismus bedroht:
“Der Journalismus hat nicht nur das Recht, sondern die Aufgabe, den Staat zu kontrollieren und über die Mechanismen des Regierungshandelns aufzuklären. Er stellt Öffentlichkeit her. Ohne Öffentlichkeit gibt es keine Demokratie. Der Staat ist kein Selbstzweck und muss eine Konfrontation mit den eigenen Geheimnissen aushalten. Wir, die Initiatoren und Unterzeichner, fordern, die Verfolgung von Wikileaks, die dem Völkerrecht zuwiderläuft, zu stoppen.”
Nachtrag am 19.12.:
„Nein, Wikileaks ist ganz sicher kein Journalismus“, sagt der Dortmunder Medienwissenschaftler Prof. Claus Eurich in einem Beitrag zum Thema auf „Der Westen„. Aber Wikileaks kann seiner Ansicht nach der Ausgangspunkt für einen seriösen Journalismus sein, der die dargebotenen Fakten prüft.
Auch „Der Standard“ befasst sich unter dem Titel „Der Datenmasse einen Sinn geben“ mit dem Verhältnis von Wikileaks und dem Journalismus:
„[… ] Millionen Net-Citizens glauben jetzt auch, bei ihrer Informationsbeschaffung nicht mehr auf die, in ihren Augen korrupten, zumindest hoffnungslos zurückgebliebenen „alten Medien“ angewiesen zu sein. Das klingt bei vielen Postings durch.
Die Wahrheit in diesem Fall ist allerdings, dass Wikileaks ohne die traditionellen Medien nur einen Bruchteil seiner Wirkung entfaltet hätte. Warum hat Julian Assange wohlweislich ein Abkommen mit einigen der angesehensten Printmedien der Welt geschlossen? Weil die NY Times, der Guardian, der Spiegel, El País und Le Monde die Glaubwürdigkeit, die journalistischen Ressourcen und, jawohl, das Ethos besitzen, der amorphen Datenmasse von 250.000 Botschaftsberichten etc. einen Sinn zu geben.
Seriöser Journalismus besteht aus Überprüfen, Sichten, Einordnen, Bewerten, Interpretieren, Gewichten, aus der Herstellung von Zusammenhängen und Bedeutungskontexten. Dazu bedarf es einer gewissen Qualität, Erfahrung, und, ja, auch Bildung. Darüber verfügen nur Qualitätsmedien. […]“
Wikileaks betreibt keinen Journalismus. Diese Feststellung, wird gerade von Medienmachern in diesen Tagen immer wieder als Argument in der Diskussion vorgebracht, ob der Journalismus versagt hat. Wikileaks stellt Daten und Fakten zur Verfügung, konkret eine Viertel Million diplomatischer Dokumente aus den USA.
Das ist zweifelsohne eine Leistung, aber journalistische Arbeit ist das noch nicht. Die beginnt damit, dass Journalisten diese Daten und Fakten, dieses Rohmaterial, fachkundig aufbereiten, Zusammenhänge herstellen, Schlussfolgerungen ziehen – kurzum den Lesern, Hörern, Sehern und Usern Orientierung geben, welche Bedeutung der Inhalt dieser Dokumente hat.
Das tut Wikileaks nicht; diesen Anspruch erhebt Wikileaks auch gar nicht. Dennoch ist die Feststellung, dass Wikileaks nicht die Arbeit von Journalisten übernimmt, und damit zur Tagesordnung übergegangen wird, zu kurz gegriffen.
Warum besorgte sich keine Zeitung die geheimen Depeschen?
Viel zu kurz gegriffen. Denn der Umstand, dass eine Organisation, die kein Medienunternehmen im klassischen Sinn ist, in den Besitz einer Flut geheimer Dokumente kommt und diese auch noch publiziert ohne auf ein klassisches Medium angewiesen zu sein – das hat natürlich nachhaltige Auswirkungen auf den Journalismus.
Welche Konsequenzen er sieht, formuliert Jay Rosen griffig, provokant und diskussionsanregend in einem Eintrag auf seinem Blog „Pressthink“. Hier sind Auszüge (von mir übersetzt):
Es bedarf „der ersten staatenlosen Nachrichtenagentur” http://jr.ly/5jnk um zu zeigen, welche Statistenrolle unsere Medienunternehmen tatsächlich spielen.
Jene, die vertrauliche Informationen weitergeben, suchen sich ihre Ansprechpartner genau aus. Dass sie Wikileaks und nicht Zeitungen wählen, sagt etwas über die Zeitungen aus.
Die Presse als alleiniger Wächter der Demokratie ist tot. Heute ist ein verteiltes System möglich, das den Mächtigen „auf die Finger schaut“. Die traditionelle Presse ist ein Teil dieses Systems.
Wann immer ein Journalist sich dafür entscheidet, etwas nicht zu berichten, entfremdet er sich dem Publikum. Wikileaks ist darauf ausgelegt diese Entfremdung zu verhindern.
Richtig drollig mutet da die Reaktion der WAZ-Mediengruppe an, die blitzschnell „den ersten anonymen Datenupload einer Zeitung im deutschen Internet eingerichtet. So können Menschen mit Hilfe von geheimen Dokumenten auf Missstände hinweisen – und dabei trotzdem anonym bleiben.“
Der Bürger als freiwilliger Lieferant hochbrisanter Dokumente und Informationen.
Diese Aktion darf über die Diskrepanz nicht hinwegtäuschen: Die Redaktionen werden immer menschenleerer. Redakteurinnen und Redakteure werden gekündigt. Solche die in Pension gehen, bekommen keine Nachfolger. Was bleibt ist immer mehr Arbeit, die immer weniger Journalisten aufgebürdet wird. Journalismus ist aber arbeitsintensiv – vor allem investigativer Journalismus braucht viel Zeit. Zeit, die in den Redaktionen kaum noch zur Verfügung steht.
Bleibt also das Eingeständnis, dass die klassischen Medienunternehmen investigativen Journalismus nicht mehr leisten können.
Bleiben also die Erkenntnisse, …
- …dass es großzügiger Förderer bedarf, die Institutionen wie ProPublica ermöglichen, in denen hochwertiger Journalismus geleistet wird und die Produkte an Zeitungen verschenken. (Die Präsentation der groß angekündigten Stiftung für investigativen Journalismus „Glasnost“ des russischen Oligarchen Alexander Lebedew ist nach Angaben der Austria Presseagentur mittlerweile verschoben worden);
- … dass sich investigative Journalisten ihre Sponsoren selber suchen wie auf der Plattform Spot.us;
- … oder dass eben Plattformen wie Wikileaks , BrusselsLeak oder OPenLeaks die Arbeit der Journalisten tun – zumindest was das Besorgen der geheimen Informationen anlangt.
Nachtrag am 16.12.:
Mehrere deutsche Tageszeitung – darunter die taz, die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung – haben einen Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks veröffentlicht. Die Redaktionen sehen in den jüngsten Vorfällen das Funktionieren des Journalismus bedroht:
“Der Journalismus hat nicht nur das Recht, sondern die Aufgabe, den Staat zu kontrollieren und über die Mechanismen des Regierungshandelns aufzuklären. Er stellt Öffentlichkeit her. Ohne Öffentlichkeit gibt es keine Demokratie. Der Staat ist kein Selbstzweck und muss eine Konfrontation mit den eigenen Geheimnissen aushalten. Wir, die Initiatoren und Unterzeichner, fordern, die Verfolgung von Wikileaks, die dem Völkerrecht zuwiderläuft, zu stoppen.”
Nachtrag am 19.12.:
„Nein, Wikileaks ist ganz sicher kein Journalismus“, sagt der Dortmunder Medienwissenschaftler Prof. Claus Eurich in einem Beitrag zum Thema auf „Der Westen„. Aber Wikileaks kann seiner Ansicht nach der Ausgangspunkt für einen seriösen Journalismus sein, der die dargebotenen Fakten prüft.
Auch „Der Standard“ befasst sich unter dem Titel „Der Datenmasse einen Sinn geben“ mit dem Verhältnis von Wikileaks und dem Journalismus:
„[… ] Millionen Net-Citizens glauben jetzt auch, bei ihrer Informationsbeschaffung nicht mehr auf die, in ihren Augen korrupten, zumindest hoffnungslos zurückgebliebenen „alten Medien“ angewiesen zu sein. Das klingt bei vielen Postings durch.
Die Wahrheit in diesem Fall ist allerdings, dass Wikileaks ohne die traditionellen Medien nur einen Bruchteil seiner Wirkung entfaltet hätte. Warum hat Julian Assange wohlweislich ein Abkommen mit einigen der angesehensten Printmedien der Welt geschlossen? Weil die NY Times, der Guardian, der Spiegel, El País und Le Monde die Glaubwürdigkeit, die journalistischen Ressourcen und, jawohl, das Ethos besitzen, der amorphen Datenmasse von 250.000 Botschaftsberichten etc. einen Sinn zu geben.
Seriöser Journalismus besteht aus Überprüfen, Sichten, Einordnen, Bewerten, Interpretieren, Gewichten, aus der Herstellung von Zusammenhängen und Bedeutungskontexten. Dazu bedarf es einer gewissen Qualität, Erfahrung, und, ja, auch Bildung. Darüber verfügen nur Qualitätsmedien. […]“