CapCut – Videos auf dem Smartphone bearbeiten

Eigentlich hatte ich gar nicht das Verlangen, auf eine andere App für die Videobearbeitung auf meinem Smartphone umzusteigen. VN Video Editor leistet seit Jahren gute Dienste und kommt auch bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Video-Workshops gut an: die App ist recht leicht zu erlernen und bietet eine Menge an Funktionen – auch für verspielte Social-Media-Video-Produzentinnen und -Produzenten.

Dann hat mich eine Studentin auf CapCut aufmerksam gemacht. Das Programm hat viele Ähnlichkeiten mit dem VN Video Editor, was den App-Wechsel sehr erleichtert. Beim Testen der Anwendung hat sich herausgestellt, dass CapCut Funktionen bietet, die ich bisher vermisst habe und die bei Bearbeiten von Videos auf dem Smartphone noch mehr Kreativität zulassen.

Keyframes auch für Audiospuren

Eine dieser Funktionen, die CapCut bietet, sind Keyframes für Audiospuren. Einfach gesprochen erlauben Keyframes, dass Videos, Fotos und Grafiken oder deren Eigenschaften animiert werden (hier ein Tutorial-Video mit Beispielen).

Keyframes für Video- und Effektspuren erlaubt der VN Video Editor ebenfalls, nicht aber Keyframes für Audiospuren. Das macht Kopfzerbrechen, vor allem, wenn ein Video mit Musik UND gesprochenem Text, also Voice-Over, unterlegt wird. Denn in den Voice-Over-Passagen muss die Musik naturgemäß leiser sein, damit die Sprecherin oder der Sprecher einwandfrei verstanden wird. Mit Keyframes lässt sich dieses “Ducking” leicht und präzise umsetzen.

Was mir bei Keyframes in den Videospuren positiv aufgefallen ist: Über die Funktion “Diagramme” ganz rechts in der Symbolleiste am unteren Rand des Displays lässt sich festlegen, wie zwischen zwei Keyframes – das sind die kleinen, weißen Trapeze in der Videospur – animiert wird; ob mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, von langsam zu schnell, das lässt sich aus Vorlagen oder benutzerdefiniert bestimmen.

Vor allem: Untertitel automatisch erstellen

Diese Möglichkeit, den Bewegungsablauf zwischen zwei Keyframes zu steuern, ist ein feines, spielerisches Feature. Mit einer anderen Funktion hilft CapCut Arbeitszeit sparen. Erfahrungsgemäß werden ja Videos auf Smartphone und Tablet für Social-Media-Kanäle produziert.

Videos in Social Media – und nicht nur dort – werden mittlerweile bevorzugt auf Smartphones angeschaut. Oft wird der Ton stumm geschaltet, weil die Umgebung zu laut ist oder andere Personen nicht gestört werden sollen. Für diesen Fall benötigen Videos mit Voice Over Untertitel, damit die gesprochenen Informationen bei der Zuseherin und bei Zuseher ankommen. Es ist jedoch zeitaufwändig die Transkription von Voice Over oder Interviews manuell einzutippen. CapCut bietet nun, etwas versteckt in der Text-Symbolleiste, eine Funktion, die gesprochene Sprache automatisch in Text umwandelt.

Das funktioniert nicht perfekt, aber Nachbessern dauert bei Weitem nicht so lange wie den Text mit der Hand einzugeben.

Fazit

CapCut ist ein umfangreiches Programm für das Bearbeiten von Videos auf einem Smartphone oder einem Tablet. Es kommt zwar an die professionelle App LumaFusion nicht heran. Aber gerade für Einsteiger in die Videobearbeitung auf Smartphone und Tablet sowie für alle, die das nur gelegentlich tun, hat CapCut – wie der VN Video Editor – den Vorteil, das die Handhabung der Software recht rasch zu erlernen ist.

CapCut Desktopversion

Dazu kommt, dass CapCut – wie der VN Editor – kostenlos ist und sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwendet werden kann. Zudem ist CapCut seit April 2022 auch als Version für Windows sowie MacOS und sogar als Browserversion (mit einem Gigabyte kostenlosem Speicherplatz in der Cloud) verfügbar ist.

Auch hier gilt es individuell abzuwägen: spezielle Desktop-Videobearbeitungs-Programme wie das Open-Source-Programm Shotcut oder gar Da Vinci Resolve von Blackmagic Design, beide kostenlos, sind leistungsfähiger als CapCut. Wer aber CapCut auf dem Smartphone bedienen kann, wird mit der Desktop-Programmversion keine nennenswerten Schwierigkeiten haben.

Natürlich gibt es auch bei CapCut – sagen wir – Verbesserungsvorschläge. Ich würde es bevorzugen, wenn ich Videos auf dem Smartphone mit CapCut, so wie mit LumaFusion, horizontal bearbeiten könnte. Da wäre die Timeline breiter. Aber wie der VN Video Editor lässt sich CapCut nur vertikal, also im Hochformat bedienen.

Eine Nutzerumfrage der Marketer-Plattform OMR hat hohe Zustimmungswerte für CapCut ergeben, aber auch etliche Verbesserungsvorschläge: der Export der Videos dauere sehr lange, es fehlten Vorlagen für “Bauchbinden”, also Namensinserts.

CapCut: Performance vs. Datenschutz

Das sind Kritikpunkte auf hohem Niveau, insgesamt ist CapCut nicht nur für Einsteiger für die schnelle Bearbeitung von Videos auf Smartphone und Tablet zu empfehlen. Es ist wohlgemerkt eine Empfehlung für die Performance der App.

Im Hinblick auf Datenschutz und sichere Privatsphäre ist es vor der Installation des Programms wichtig zu wissen: CapCut ist ein Produkt des chinesischen Unternehmens Beijing Bytedance Technology Ltd, das auch Tik Tok betreibt. Nach Expertenmeinung hat Tik Tok in Sachen Datenschutz noch “erhebliches Verbesserungspotenzial”. Wie es CapCut mit dem Datenschutz und der Privatsphäre seiner Anwenderinnen und Anwender hält, hat die Tech-Plattform MUO getestet.


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