Journalismus zum Zuhören

„Die Dunkelkammer“, „Inside Austria“, „Ganz offen gesagt“, „Ö1-Journale“ – die Bandbreite der journalistischen Podcasts in Österreich reicht von investigativen und narrativen Podcasts, über Interviewformaten bis hin zu Nachrichtensendungen, die als Podcast eine längere Lebensdauer haben als in flüchtigen Radioprogrammen. Was aber zeichnet journalistische Podcasts aus, welchen Stellenwert haben sie im Kanon der medialen Ausspielkanäle? Das und vieles mehr bespreche ich mit Philip Eins, der das Buch „Podcasts im Journalismus“ geschrieben hat.

Podcasts im Journalismus

Philipp Eins

Philipp Eins ist nicht nur Buchautor. Er arbeitet seit 15 Jahren als Journalist, Trainer und Business Coach in Berlin. Er entwickelt mit seinem Team unter anderem Podcasts. Davor war Philipp Eins in Redaktionen von Deutschlandradio und Tagesspiegel tätig.
Für ihn sind journalistische Podcasts eine wichtige Ergänzung zu den traditionellen Ausspielkanälen. Vor allem, weil sie eine vorwiegend junge Zielgruppe ansprechen, die von traditionellen Medienprodukten oft schwer oder gar nicht mehr erreicht werden. Podcasts entsprechen dem Mediennutzungsverhalten dieser Nutzerinnen und Nutzer: Podcasts sind digital verfügbar und – wie die weit verbreiteten Streamingdienste – jederzeit verfügbar, jederzeit abrufbar. Podcast-Moderatorinnen und –moderatoren bauen zudem eine Nähe zu den Zuhörerinnen und Zuhörern auf und tragen damit zum Beziehungsmanagement bei, das in den Social Media eine wichtige Rolle spielt.

Erfolgsfaktor: ein umfassendes Konzept

Wenn Journalistinnen und Journalisten ins Podcasten einsteigen, sollten sie sich Zeit beim Erarbeiten eines tragfähigen Konzeptes lassen, rät Philipp Eins. Journalisten, sagt er, seien schnell beim Umsetzen. Das sei in der Arbeit für klassische Medien eine gute Qualität. Aber beim Planen eines Podcasts sollten zu Beginn die Rahmenbedingungen ausführlich festgelegt werden: Wer ist Zielgruppe? Wie sieht das Marktumfeld aus? Was ist der USP meines Podcast, mit dem er sich von anderen Podcasts abhebt?

Die Planung für die Umsetzung kommt zum Schluss, wenn ein Gefühl für die Zielgruppe da ist, wenn das Marktumfeld bekannt ist. Dann wird entschieden wie der Podcast klingen soll und was in den ersten Episoden passieren könnte.

Bei einem Talkformat wird entschieden, wer als Gast eingeladen wird; bei einem Storytelling-Podcast wird erst einmal der  Spannungsbogen über vier bis sechs Episoden geplant: wer sind die Protagonistinnen und Protagonisten? Was ist die Handlung? Wie könnte Spannung aufgebaut werden?  „Das ist ein Prozess, der etwas Zeit in Anspruch nimmt“, resümiert Philipp Eins.

Die Podcast-Episode mit Philipp Eins anhören

Zukunft journalistischer Podcasts

Die Transformation in die digitale Medienwelt ist nach wie vor nicht abgeschlossen. Daher ließe sich Frage, welche Rolle journalistische Podcasts in den nächsten Jahren spielen werden, nur mit dem Blick in die Kristallkugel beantworten. Die haben wir alle nicht.

Für Philipp Eins haben journalistische Podcast mittlerweile einen festen Platz in den Medienhäusern, sie werden nicht mehr verschwinden, aber die Podcast-Landschaft wird sich ändern. Es wird spannend werden diese Veränderungen zu beobachten und herausfordernd, darauf passend zu reagieren.  

Welche Podcasts werden wie oft gehört?

Österreichische Auflagenkontrolle (ÖAK): Von angemeldeten Podcasts werden die Anzahl der validen Downloads, die Anzahl der aktiven Episoden sowie die Anzahl der im Monat veröffentlichten Episoden veröffentlicht.

ma Podcast (agma, Deutschland): weist in einer umfangreichen PDF-Tabelle die validen Downloads pro Podcast aus. Download unter „Pressetabellen“.

Credits:
Titielfoto: Frau Mit Kopfhörer: ©  2013 Sascha Kohlmann; Podcast Logo: © Rayne Van Dunem CC BY-SA 3.0
Portrait Philipp Eins: © Kathrin Harms

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