ZAPP, das Medienmagazin des NDR, hat mit seinem kritischen Blick auf die deutsche Medienlandschaft Vorbildcharakter und ist einzigartig in der deutschsprachigen Fernsehlandschaft. Nun ist ZAPP auch Vorreiter bei der längst überfälligen Öffnung des klassischen Fernsehens in Richtung Zusatznutzen für den Zuschauer.
Umfassend erweiterte On-Demand-Version
Was in der originalen, also in der Fernsehversion des Magazins, nicht möglich ist, bieten die Macher von ZAPP in der Video-on-Demand-Version. Wenn etwa Bodo Hombach, der Geschäftsführer der „WAZ Mediengruppe“ im Beitrag „Verlage in der Krise“ in der ZAPP-Ausgabe vom 6. Dezember 2009 sein Statement zu den Personaleinsparungen in den Redaktionen abgibt, erscheint im rechten oberen Bilddrittel ein stilisierter Filmstreifen, als Icon für „Achtung, hier gibt es auf Mausklick Zusatzinformation“. So können Interessierte statt der wenigen Sekunden Originalton ein 23-Minuten-Interview mit Bodo Hombach sehen.
Links auf Videos und Websites
Insgesamt 14 Links innerhalb des zehn Minuten langen Beitrags bieten zusätzliche Information, in Form von Interviews der OT-Geber in Langform, anderen Fernsehbeiträgen zum Thema oder als Links auf relevante Websites im Internet.
Das Prinzip der unterschiedlichen Informationstiefe wird konsequent durchgezogen – ohne den Zuseher zwangszubeglücken: Wer will, kann die Zusatzinfos aufrufen; wer will, kann den Beitrag ohne Zusatzinformationen wie im klassischen Fernsehen ansehen – und am Ende über einen Klick auf ein Symbol im Mediaplayer die Zusatzinfos gesammelt aufrufen.
Mehr als ein Prestigeprojekt?
Dieses Angebot scheint mir ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung zu sein, um das Beste aus den Welten von Fernsehen und Internet zu verbinden: die hohe Qualität der Berichterstattung beibehalten und gleichzeitig individuell nutzbare Zusatzinformation anbieten.
Bleiben zwei Fragen: Bewegt sich der Aufwand für das Auffetten des klassischen Fernsehbeitrags um interaktiv nutzbare Zusatzinfos in einem Rahmen, dass solche Beiträge nicht nur fürs Image des Senders, sondern im tagtäglichen Betrieb produziert werden können? Und: Wann wird es endlich die passenden konvergenten Fernsehgeräte geben, damit der User nicht wieder an den Computer wechseln muss, um solche Beiträge nutzen zu können?