Das iPhone als Werkzeug für Journalisten

Das iPhone ist ein Smartphone, mit dem man auch telefonieren kann. Stimmt. Das ist auch für Journalisten nützlich. Logisch. Aber so richtig nützlich wird das Gerät für den mobilen Reporter wegen seiner Vielseitigkeit und der professionellen Qualität der Ergebnisse, die die Arbeit mit dem iPhone bringt. Wie groß mittlerweile die Auswahl an Apps für die journalistische Tätigkeit ist, zeigt der „Mobile Reporting Field Guide„, auf den ich über die Rebelmouse-Seite von Marcus Bösch gestoßen bin. Dieser Leitfaden, der kostenlos als eBook oder im PDF-Format heruntergeladen werden kann, wurde von Studierenden der Berkeley Graduate School of Journalism an der University of California erstellt.

 

Aber nicht nur dem mobilen Reporter erleichtert das iPhone die Arbeit. In der Redaktion des ORF-Landesstudios Salzburg, in der ich arbeite, hat sich das Gerät bei bestimmten Aufgabenstellungen ebenfalls bewährt. Zu einen, wenn es darum geht, eine Audioaufnahme von draußen möglichst schnell auf Sendung zu bringen. Zum anderen, wenn Reporter bimedial unterwegs sind und zum Fernseh- nicht auch noch Radioaufnahme-Equipment mitgeschleppt werden soll. Denn für Audioaufnahmen mit dem iPhone reicht in den meisten Fällen das eingebaute Mikrofon aus. Das ist praktisch, weil der Reporter oder die Reporterin auf die Mitnahme eines externen Mikrofons verzichten kann.

Sendequalität nur mit dem iPhone

Warum ich in diesem Beitrag nur von iPhones und nicht auch von anderen Smartphones spreche, das hat einen Qualitätsgrund: Im Moment liefert meiner Erfahrung nach nur das eingebaute Mikrofon von Apple Sendequalität bei Tonaufnahmen. Als Beispiele mögen die Originaltöne in diesem Blogeintrag dienen, die ich mit einem iPhone aufgenommen habe.

Ich habe Audiofiles getestet, die mit dem eingebauten Mikrofon in Samsung- bzw. Nokia-Geräten aufgenommen worden waren – die liefern bestenfalls erweiterte Telefoninerview-Qualität. Sollten mittlerweile andere Smartphones als das iPhone auf dem Markt sein, die Audioaufnahmen in sendetauglicher Qualität liefern, dann würde ich mich über einen Erfahrungsbericht freuen! *)

Aufnahmen vor lautem Hintergrund vemeiden

Wenn das eingebaute Mikrofon verwendet wird, ist zum iPhone einschränkend zu sagen, dass die Originaltöne in ruhiger Umgebung gemacht werden sollten. Es hat sich gezeigt, dass laute Hintegrundgeräusche die Qualität der Aufnahme empfindlich beeinträchtigen können. Andernfalls ist ein externes Mikrofon nötig, zum Beispiel das iRig Mic (mehr zu diesem Thema im eingangs angesprochenen Guide). Aber dann ist wieder ein Teil mehr mitzunehmen …

Als Software für die Aufnahmen reicht praktischerweise das mitgelieferte App „Sprachmemo“ im Folder „Dienstprogramme“ des iPhone völlig aus. Wenn nicht nur aufgenommen, sondern auf dem iPhone auch Audiofiles bearbeitet werden sollen, dann sind spezielle Apps notwendig – ich arbeite meist mit VC Audio Pro. Aber das ist eine andere Geschichte …

Einfacher Workflow spart Zeit

Unkompliziertes Aufnehmen hilft jenen Kolleginnen und Kollegen, die – wie es immer so schön heißt – „nicht so technikaffin“ sind. Nicht nur für diese ist es wichtig, das aufgenommene Material rasch und ohne besonderen Aufwand ins Studio und auf Sendung zu bringen. Die einfache Benutzerführung der Sprachmemo-App und ein intelligenter Workflow, den die ORF-Techniker eingerichtet haben, stellt dies in meiner Redaktion sicher.

Aus der Dateiverwaltung des App heraus schickt die Reporterin bzw. der Reporter die Sprachaufnahme per Email an eine bestimmte Adresse. Dort wird die Datei automatisch ins Musicam-Format konvertiert und im DIGAS, dem digitalen Audioproduktionssystem des ORF, gespeichert. Ein Redakteur im Studio kann die iPhone-Aufnahme nun schneiden und sofort auf Sendung bringen. Wenn der Audiokonverter nicht gerade Hochbetrieb hat, dann vergehen zwischen Aufnahme und Sendung nur wenige Minuten.

Das hat sich mittlerweile oft bewährt.

*) Update, 10.9.2012:

Kollege Thomas Psutka, Redakteur im ORF-Landesstudio Oberösterreich, hat einen Originalton mit seinem Smartphone (HTC Mozart, Windows Phone 7.5, App: Voice to Mail) aufgenommen und auf Sendung gebracht.

Sein Kommentar: „Ist nicht so gut wie ein Flashmic, aber besser als telefonisch.“ So klingt die Aufnahme:

Update, 18.11.2012:

Neal Augenstein, Reporter beim Radiosender WTOP in Washington D.C., verwendet seit drei Jahren fast ausschließlich das iPhone als Aufnahmegerät für Audio. Auf Mediashift fasst er seine Erfahrungen damit zusammen.

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