Gelöst: externes Mikro für das Gimbal

Das Gimbal ist zu meinem bevorzugten Werkzeug geworden, wenn ich ein Video mit dem Smartphone drehe. Aufnahmen in Bewegung und Interviews ohne Stativ sind (mit ein bisschen Übung) nicht verwackelt. Ich verwende ein DJI Osmo mobile der ersten Generation. Der Wermutstropfen: die Bauweise des Gimbals verhindert, dass ich an den Lightning-Anschluss meines iPhones ein externes Mikro anschließen kann.

Bisher. Jetzt habe ich eine Lösung gefunden, die sogar – bildlich gesprochen – zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.

Winkelstecker und Mini-Funkstrecke

Zwei Komponenten sorgen beim Videodreh mit dem iPhone nun auch bei der Audioqualität für Zufriedenheit: ein schmaler, abgewinkelter Lightning-Stecker und das neue, kompakte Funkmikrofon System von Rode, das Wireless Go.

An der Eleganz der Gesamtinstallation muss ich noch arbeiten,
aber die Tonaufnahmen sind von guter Qualität.

Was war das Problem?

Genau dort, wo beim iPhone (und auch bei vielen Androiden) das Kabel für das externe Mikrofon angeschlossen wird, stößt das Gerät an einen der Stabilisierungsmotoren. Der Stecker eines herkömmlichen Kabels ist zu lang, das Smartphone muss zu weit nach links geschoben werden, das Gimbal fällt aus der Balance. Unbrauchbar.

Ein Bluetooth Mikrofon habe ich gleich gar nicht ausprobiert, nachdem ich in Besprechungen im Netz von verzögerter Tonübertragung und schlechter akustischer Qualität gelesen habe (z.B.: hier). Filmic Pro bestätigt auf seiner Website, dass aktuell für USB-Mikrofone nur eine Abtastrate von 16 kHz unterstützt wird. Das ist kaum besser als die Qualität eines Anrufs auf dem Festnetztelefon.

Also benötige ich einen Lightning-Stecker, der schmal genug ist, damit das iPhone von den drei Stabilisierungsmotoren in der Balance gehalten wird. Jetzt habe ich mit dem Dual-Adapter von Auxlight das passende Teil gefunden. Es erlaubt nicht nur das Aufladen des Smartphones und Musik hören, sondern auch Tonaufnahmen. Und darum geht es.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Und dann das passende Mikrofon. An die Gerätehalterung, die links am Gimbal montiert wird, lässt sich mein bevorzugtes Kamera-Mikrofon, das VideoMic Me von Rode zwar anschließen. Aber mit dem Fell-Windschutz und der Mikrofonhalterung ist es doch sehr wuchtig.

Daher habe ich mich für das Go-Wireless-Funkmikrofon entschieden. Ob es tatsächlich die kleinste Funkstrecke der Welt ist, wie Produzent Rode wirbt, habe ich nicht nachgeprüft. Aber die Qualität des Tons stellt mich zufrieden. Hier ist ein kurzer Ausschnitt aus einem Interview, das ich mit Medientrainer Werner Moser von Pixelcreatures bei einem Trickfilm-Workshop für Kinder aufgenommen habe:

Der unbearbeitete Interviewton aufgenommen mit dem Rode Go Wireless

Und noch etwas: die Funkstrecke ist durchdacht: Sender und Empfänger lassen sich nicht nur an T-Shirt, Sakko oder Gürtel befestigen. Die Clips sind so kreiert, dass sie in konventionelle Blitzschuhe passen. Zwei solche sind an der Gimbal-Halterung montiert. Damit kann ich das Sendemodul auch als Kamera-Mikrofon einsetzen – wenn ich es in einen Blitzschuh an der Halterung schiebe.

Der Fell-Windschutz lässt auch Aufnahmen im Freien zu

Und noch etwas: Auch wenn das Sendemodul klein ist: manche mögen das quadratische Kästchen am T-Shirt störend finden. In diesem Fall lässt sich ein konventionelles Lavalier-Mikrofon anstecken und das Sendemodul am Gürtel verbergen.

Am Ende sind mir noch zwei Einschränkungen aufgefallen, die sich beide aber mit etwas Geld beheben lassen: Das Funkmikrofon Go-Wireless wird mit einem Spiralkabel mit dreipoligen Steckern (TRS) geliefert. Das passt für Spiegelreflexkameras, nicht aber für Smartphones, die einen vierpoligen (TRRS) Stecker brauchen. Dieses Kabel sollte gleich mit bestellt werden, außer es ist – wie bei mir – ein entsprechender Adapter (z.B. der Rode SC4) schon vorhanden.

Und schließlich fehlt am Empfangsmodul des Wireless Go eine Kopfhörerbuchse. Das ist wohl der Kleinheit des Geräts geschuldet, jedoch unprofessionell. Mithören beim Aufnehmen ist des Mojos Pflicht. Das Manko behebt entweder ein Bluetooth-Kopf- oder Ohrhörer (Warnung: Ton über Bluetooth kommt leicht verzögert im Ohr an, was einem beim Aufnehmen der eigenen Stimme wahnsinnig machen kann). Oder ein Adapter wird zwischen Funkempfänger und Smartphone gesteckt. Wie der Rode SC6, der den Anschluss von zwei Mikrofonen und einen Kopfhörer an ein Smartphone ermöglicht.

Da könnte man dann auch gleich, …..

Aber das ist eine andere Geschichte

11 Gedanken zu “Gelöst: externes Mikro für das Gimbal

  1. Zunächst vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag, da auch ich gerade dabei bin, mein iPhone 11 Pro Max mit einem Gamble und einem externen Mikrofon für Videos etwas professioneller auszurüsten.
    Ich hätte dazu eine Anmerkung und eine Frage:
    Sie haben in dem Artikel einen Verweis auf die Homepage von Filmic Pro eingefügt, der sich jedoch von der Aussage her (max. Samplingrate 16 kHz) auf Bluetooth-Mikrofone bezieht. Im Folgesatz steht sogar, dass man Samplingraten von 44.1 kHz über die eingebauten oder kabelgebundene Mikrofone erreichen kann.
    Meine Frage bezieht sich auf die Universalschiene von PGYTECH, an der die Blitzschuhe für die Røde Funkstrecke befestigt sind. Ich habe versucht, die Schiene z.B. bei Amazon oder über Google zu finden bzw. zu identifizieren, war aber bisher nicht erfolgreich. Hätten Sie evtl. eine Typ-/Kaufbezeichnung für mich?
    Viele Grüße
    Jörg Kupfer

  2. Danke für Ihren Kommentar.

    Der Verweis auf die FILMICPro-Seite liefert die Begründung, warum ich mich nie auf Bluetooth-Mikrofone eingelassen habe. Die Abtastrate von 16 kHz erfüllt nicht meine Qualitätsanforderungen an gutes Audio. Mit einer Abtastrate von 16 kHz erfassen Sie nur Audiosignale mit Frequenzen bis 8 kHz. Eine Abtastrate von 44,1 kHz hingegen erfasst Audiosignale mit Frequenzen von mehr als 20 kHz (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Nyquist-Shannon-Abtasttheorem).Das ist wichtig, weil das menschliche Gehör Frequenzen zwischen 20 Hz und 20 kHz wahrnehmen kann.

    Für mein DJI-Gimbal verwende ich folgende Halterung: “Anbee® CNC-Legierung Universal-Mount Halter für DJI Osmo X3 Handheld-Gimbal Kamera”. Sie wird bei Amazon um € 19,88 angeboten.

    Viele Grüße,
    Gerhard Rettenegger

  3. Danke für den hilfreichen Beitrag. Ich habe mir den Adapter bei Amazon angesehen. Dort steht aber in der Version mit “Klinke”, dass keine telefonie möglich wäre. Das bedeutet doch, dass der Microeingang nicht funktioniert. Oder habe ich etwas übersehen?

  4. Die Winkelstecker-Version mit Klinke hat tatsächlich keinen Mikrofon-Eingang. Deshalb übernimmt der Klinken-Lightning-Adapter des iPhone den Übergang vom Klinkenstecker des Go Wireless zum Lightning-Anschluss des Winkelsteckers.

  5. Super Tipps, vielen Dank. Ich habe ein ähnliches Setup ausprobiert. Ich verwende den Rode Adapter, um gleichzeitig ein Rode Wirdless Go und ein Rode Video MIC Pro auf das iPhone zu verwenden. Ich stelle aber fest, dass die beiden Signale zu einem Signal zusammengeführt werden. Kenn jemand eine Möglichkeit, um mit 2 externe. Mikrofonen eine 2 Kanal Aufnahme zu machen?

  6. Hallo Markus,
    Zwei Mikrofone im iPhone auf zwei getrennten Spuren aufnehmen (wohl ums sie später getrennt bearbeiten zu können) – das halte ich im beschriebenen Setting nicht für möglich. Und zwar wegen des vierpoligen Stecker. Der TRRS-Stecker kann Audio Stereo (also zwei Kanäle) ausspielen, aber nur einen Kanal aufnehmen. So ist die Belegung des vierpoligen Steckers festgelegt. Daher werden die Signale beider Mikrofone bei der Aufnahme auf eine Spur zusammengespielt.

    Auch mit intensiver Recherche habe ich keine Lösung gefunden.

    Multitrack-Aufnahmen sind offensichtlich mit Audio-Interfaces möglich, die über einen USB-Lightning-Adapter mit dem iPhone gekoppelt werden. Mit entsprechenden Apps (Garageband, Cubase 3) sollen auch auf dem iPhone Mehrspur-Aufnahmen funktionieren. Ich habe das selber noch nicht probiert, plane aber mit meinen Audio-Interfaces das auszuprobieren. Ich werde im Blog darüber berichten.

    Für den mobilen Einsatz ist das aber viel zu umständlich. Da bleibt vorerst über Klinkenstecker nur Mono. Solltest du doch eine Lösung finden, lass es mich bitte wissen.

    LG, Gerhard

  7. Vielen Dank, Gerhard, für diese ausführliche Erläuterung. Alles klar. Ich habe mich nur gewundert, dass es mit meiner Fotokamera (fuji xt3) problemlos funktionier. Aber das ist eben ein richtiger Mikrofon Eingang, kein TRRS.

  8. Ich habe eine Lösung gefunden für ein Setup, mit dem man 2 Mikrofonsignale auf getrennte Audiospuren mit dem iPhone aufzeichnen kann.
    Es braucht dazu den Adapter Rode SC6-L, der im Gegensatz zum SC6 bereits einen Lightning-Ausgang hat. Weil die beiden Mikrofon-Eingänge TRRS sind, braucht es für jedes Mikrofon ein TRS>TRRS-Adapterkabel (z.B. Rode SC4). Und dann kommt der entscheidende Schritt: man muss zuerst den Adapter SC6-L mit der Rode Reporter App (gratis) konfigurieren (Funktion “Kanäle trennen”). Wenn das erfolgt ist, dann – und erst dann – werden auch in der iPhone Video App und in Filmic Pro (und wahrscheinlich auch in allen anderen Audio- und Video-Recorder Apps) die beide Audio-Signale auf 2 getrennte Audiospuren aufgezeichnet.

  9. Hallo Gerhard, super Ausführung. Habe jetzt alle Teile so zusammengesteckt wir auf dem Bild. Zum Mithören habe ich einfach die normalen Kopfhörer vom Iphone eingesteckt. Ich kann aber nichts hören und nehme nichts auf. Kann das SC6 keinen 4 poligen Stecker verwenden? Danke für Dein Feedback

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