Keine Tagesschau auf dem iPhone – höhere Zahlungsbereitschaft?
Springer-Chef Döpfner sowie andere Kritiker aus der Medienbranche und der Medienpolitik am ARD-Plan, die Tagesschau als iPhone-Applikation anzubieten, haben offenichtlich kein Vertrauen; weder in die Qualität der eigenen Produkte noch in die Bereitschaft der Online-User für entsprechende Inhalte zu bezahlen. Unverständlich bleibt Herr Döpfners Zuversicht, dass Online-User mehr Bereitschaft zeigen sollen, für das App von „Bild“ zu bezahlen, wenn die „Tagesschau“auf dem iPhone verhindert wird. Der sparsame Nachrichtenkonsument wird sich dann wohl – auf dem iPhone wie auf den Mobiltelefonen anderer Hersteller – mit den kostenlosen, fürs mobile Internet optimierten Nachrichtenangeboten bescheiden, wie sie „Bild“ und viele andere Printprodukte schon jetzt anbieten.
Oder werden diese kostenlosen Angebote der Zeitungen mit den kostenlosen iPhone-Apps dann abgeschafft, damit sie den Herausgebern nicht ebenso Konkurrenz machen wie das geplante iPhone-App der Tagesschau ?
Politik und Medien haben das Internet verschlafen
Hinter all dem Gezeter um das Vorhaben der ARD steckt die trügerische und durch nichts begründete Hoffnung, dass kostenpflichtiger redkationeller Inhalt nach X gescheiterten Versuchen 2010 doch noch ein tragfähiges Geschäftsmodell werden könnte. Angesichts der Diagnose des wiener Kommunikationswissenschafters Hannes Haas, dass Medienpolitik und -branche das Internet verschlafen haben, wirkt das Geschrei der deutschen Printmanager gegen den ARD-Plan wie ein Manöver, dass von der eigenen Unfähigkeit ablenken soll, tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Kostenpflichtige Inhalte sind alter Wein in neuen Schläuchen. Die potenziellen Zahler, die iPhone-Besitzer, werden den Wein wohl als alt erkennen und ihn nicht bestellen.