Überall und nicht nur jederzeit

Als Erfolgsgeschichte bezeichnete Onlinedirektor Thomas Prantner die TVthek, die Videoplattform des ORF, gestern, am 4. Mai 2010, bei der TVienna2010, dem 4. Wiener Symposium zu Fernsehen und Medienwandel. Die Zugriffszahlen zeigten, dass das Publikum dieses neue Service schätze, deshalb soll es ausgebaut und über weitere Vertriebskanäle verbreitet werden, kündigte Prantner an.

Fast 30 Mio Videoabrufe in sechs Monaten

Nach einem halben Jahr Betrieb nannte Prantner erstmals genaue Zugriffszahlen auf die Videothek des ORF: 28,2 Millionen Videoabrufe von November 2009 bis April 2010. Dazu kommen weitere 11,7 Millionen Videoabrufe von den Kanälen der Website ORF.at. Im Jänner, dem bislang besten Monat in der jungen Geschichte der TVthek, wurden 5,3 Millionen Mal Videos aus der TVthek abgerufen:

(Die Zahlen stammen aus meiner Mitschrift während des Vortrags. Eventuelle Übertragungsfehler kann ich trotz aller Sorgfalt nicht ausschließen.)

Das entspricht durchschnittlich 160.000 Abrufen pro Tag; die Sendung mit den meisten Abrufen bisher war “Am Schauplatz – Skinheads” (126.000), gefolgt vom “Club 2” zum selben Thema (70.000). Auf Rang vier der Abrufcharts rangiert wohl eher unerwartet der “Musikantenstadl” (62.000). Acht von zehn Nutzern der TVthek kommen über einen Computer in Österreich, die Hälfte aller Nutzer ist älter als 40 Jahre.

Der große Zuspruch verpflichtet

“Meine Erwartungen wurden übertroffen”, resümierte Onlinedirektor Prantner nicht ohne drauf hinzuweisen, dass nicht Quotenjagd das Ziel der Videoabruf-Plattform des ORF sei, sondern Service am Kunden. Und weil das Publikum dieses Service rege in Anspruch nimmt, soll es in Zukunft ausgebaut werden:

„Der Bedarf nach zeitlich unabhängig konsumierbaren Sendungen ist stark gestiegen. […] Die Tvthek ist die Fleisch gewordene Programmbegleitung des Fernsehens im Internet.“

Prantner kann sich vorstellen, dass die Zahl der auf der TVthek angebotenen Sendungen von 70 auf beinahe 100 erhöht werden könnte – selbstverständlich nur Eigen- oder Auftragsproduktionen. Dann wäre gut die Hälfte des Programmangebots des ORF online verfügbar.

Die TVthek unterwegs nutzen

Und die TVthek soll, wenn es nach Prantner geht, in Zukunft auch auf Fernsehgeräten und Mobiltelefonen abrufbar sein. Wer, bitte, will sich auf einem Handy eine ganze Fernsehsendung anschauen? – Nicht eine ganze Sendung, erläutert Prantner, aber vielleicht den einen oder anderen Beitrag einer “Zeit im Bild“, wenn ein entsprechend aktuelles Ereignis Bürger auch beim Heurigen neugierig auf den neuesten Stand der Dinge macht:

„Wer das Angebot bei uns nicht findet, sucht es sich anderswo. Die Bequemlichkeit (Convenience) für die Nutzer muss vorhanden sein. Sie dürfen nicht nur auf dem Computer Zugang zur TVthek haben, sondern auch im Wohnzimmer, damit sie bei ORF-Produkten bleiben.“

Bevor jedoch TVthek-Apps für die gängigen Mobiltelefone wie iPhone oder Blackberry verfügbar sein werden, gelte es abzuwarten, was im neuen ORF-Gesetz steht. Die TVthek soll laut Prantner weiter ausgebaut werden – nicht aber das Internetangebot auf ORF.at, „weil schon das bestehende Angebot in der Kritik des VÖZ ist. Verbesserungen der Technik und der Qualität wird es geben, nicht aber zusätzliche Kanäle.“



Sie kommen (vielleicht) doch noch zusammen

HbbTV – Hybrid broadcast broadband TV – so nennt sich die neue gesamteuropäische Anstrengung, um Internet und Fernsehen doch noch zusammenzubringen. Und zwar auf ein Ausgabegerät, damit der Zuseher nicht wie jetzt vom Fernseher zum Computer mit Internetanschluss wechseln muss, wenn er er zum Beispiel eine Fernsehsendung verpasst hat und sie auf dem on-demand-Portal der Rundfunkstation (TVthek des ORF, Mediathek des ZDF, etc.) ansehen will.
HbbTV will die Inhalte von Rundfunk und Internet verknüpfen. Wie das geschehen geschehen soll, wird im entsprechenden Wikipedia-Eintrag so beschrieben:

“In das Rundfunksignal [wird] eine Signalisierung eingefügt (AIT-Tabelle). Diese AIT-Tabelle wird vom Empfänger ausgelesen, und enthält in der Regel eine URL auf eine spezielle HTML-Seite, die über die Internetverbindung geladen wird. Diese HTML-Seiten werden gewöhnlich mit Hilfe der roten Farbtaste der Fernbedienung sichtbar geschaltet.Damit lassen sich TV-Editionen der Mediatheken starten, damit Sendungen zeitversetzt vom Zuschauer abgerufen werden können. Auch für den Teletext ergeben sich mit Optionen für Abbildungen und Grafiken sichtlich bessere Darstellungen im Zeitalter des hochauflösenden Fernsehens. Die HTML-Umgebung ermöglicht dabei eine ganze Reihe von neue Funktionalitäten: Ein verkleinertes Fernsehbild kann in HTML-Seiten integriert werden und von der HTML-Seite kann direkt auf ein anderes Fernsehprogramm umgeschaltet werden. Darüber hinaus lassen sich synchron zum Fernsehprogramm Menüfunktionen und Nachrichtenticker transparent über das laufende Fernsehbild legen.”

Nach Angaben auf der Website der HbbTV-Initiative unterstützen namhafte Provider wie Astra und Eutelsat, Broadcaster wie die französische Canal+-Gruppe, Netzwerkexperten wie Cisco, Erzeuger von Settop-Boxen wie Humax und Consumer Electronic wie Sony den neuen Standard. Humax bietet bereits einen Receiver an, der den Anwender laut Produktbeschreibung nicht nur durch die Fernsehprogramme, sondern auch durchs Internet surfen lässt.

HbbTV ist bereits im Dezember 2009 zur Standardisierung eingereicht und wurde auch schon bei der Internationalen Funkausstellung 2009 vorgestellt. “2010 wir das Jahr von HbbTV werden”, formuliert das Hamburger Technologie-Unternehmen TEVEO, ein Mitglied der HbbTV-Initiative euphorisch.

Unbestritten ist, dass die benutzerfreundliche Verbindung von Fernsehen und Internet längst überfällig ist. Zur Vorsicht vor allzu überschwänglichen Erwartungen an HbbTV besteht allerdings Anlass, bevor nicht die Konsumenten in ausreichender großer Zahl ihre Bereitschaft bekundet haben, von der Verschränkung von Fernsehen und Internet ebenso begeistert zu sein wie die Wirtschaft. Spätestens nach der Ernüchterung bei MHP – der Standard sollte vor Jahren zu mehr Interaktivität im Fernsehen beitragen, konnte sich aber nicht durchsetzen – ist diese Vorsicht angebracht.

Fernsehen + Internet – ein neuer Anlauf?

philips-net-tvEine neue Generation von Fernsehgeräten, die über einen Breitbandanschluss mit dem Internet verbunden sind – Philips Net TV (Bild links) oder Panasonic Viera Cast – könnten eine alte Idee aufleben lassen. Nämlich dem Fernsehen im Internet-Zeitalter eine Rolle im Medienmix zukommen zu lassen, die über die des Abspielgeräts für lineare, zeitabhängige Medienprodukte hinausgeht. (mehr …)

… und der User macht mit

photosynth

Bedeutende Ereignisse ziehen viele Menschen an. Viele Menschen machen viele Fotos. 2008 wurden allein in Deutschland acht Millionen Digitalkameras verkauft. Dazu kommen die vielen Mobiltelefone, die mittlerweile Fotos in passabler Qualität machen können. Viele Menschen machen also viele Fotos. Und der Onlinejournalismus kann sich diesen Umstand zu Nutze machen. (mehr …)

Mythos Videojournalist

vjFür viele Journalisten ist er der Inbegriff des neuen Fernsehens: beweglich, leichtes Equipment.Für viele Medienunternehmer ist er ebenfalls der Inbegriff des neuen Fernsehens: kostengünstig, weil er Kameramann, Tonassistent und Redakteur in einer Person vereint. Die Rede ist vom VJ, vom Videojournalisten. Ist er nun neuer Impulsgeber für neue Fernsehformate oder nur reduzierter Kostenfaktor für Fernsehstationen?

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“Multimedia Journalisten gehört die Zukunft”

mmreporting-lin1Jennifer Lin ist seit 25 Jahren  Journalistin. Sie arbeitet für den Philadelphia Enquirer. Aber sie begnügt sich nicht mehr damit, nur mit den Werkzeugen eines Zeitungsjournalisten zu arbeiten.


Sie greift auch zur Videokamera. Sie sei, sagt Jennifer Lin, zur Erkenntnis gekommen, dass sie sich obsolet mache, wenn sie ihre Fähigkeiten nicht erweitert: “Wenn du Journalist sein willst, wenn du Zeitungsreporter werden willst, dann reicht es nicht aus zu wissen, wie Geschichten geschrieben gehören. Die musst Geschichten auch in Bildern erzählen können … das ist die Zukunft.”

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Multimedia Reporting

die Festung von Goricia im FriaulHier entsteht das CMS für die LV “Multimedia Reporting” im Fachbereich Kommunikationswissenschaften der Universität Salzburg.

Auf dieser Publikationsoberfläche sollen die Studierenden Erfahrungen mit Onlinejournalismus sammeln. Vor allem geht es darum, passende journalistische  Darstellungsformen für das multimediale und interaktive Internet auszuprobieren.

die Inhalte dieser Site sollen zwar richtig und journalistische einwandfrei sein. Weill sie aber als Labor verwendet wird, haben die Inhalte Testcharakter und sind nicht als journalistische Berichterstattung im herkömmlichen Sinn zu interpretieren.

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