Ein bisschen Selbstdarstellung

Cover_OeJIn diesem Blog habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht über neue aber auch bedenkliche Entwicklungen, informative Websites und Bücher und über interessante Personen und deren Meinung zu bestimmten Themen zu schreiben. Heute mache ich eine Ausnahme und betreibe ein bisschen Selbstdarstellung. Peter Plaikner hat für die Ausgabe 10-11/2013 des “Österreichischen Journalisten” ein Interview mit mit geführt über Veränderungen im und Zukunft des Journalismus. Unter dem Titel

Ruhig, aber rastlos

Gerhard Rettenegger, einst Chefredakteur des ORF Salzburg, sucht nach Antworten, wie die technische Revolution nicht nur Bedrohung, sondern auch Fortschritt für Medien sein kann.

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Orientierung geben – den Überblick behalten

Screenshot (c) GuardianSeit Anfang Juni Guardian-Aufdeckungsjournalist Glenn Greenwald seinen ersten Artikel über die Praktiken des US-Geheimsdienstes NSA veröffentlicht hat, vergeht keine Woche, oft kein Tag ohne neue Enthüllungen, politische Forderungen, internationale Verstimmungen, politische Forderungen, Rechtfertigungsversuche, etc. zur Überwachungs- und Spionageaffäre. Die Suche in Google nach den Begriffen “NSA” und “Affäre” brachte heute 3,13 Mio Fundstellen.

Details der Affäre wie das abgehörte Mobiltelefon der deutschen Bundeskanzlerin oder die Asyldebatte um den Lieferanten der brisanten Dokumente, Edward Snowden, bleiben in Erinnerung – der große Überblick über die NSA-Affäre und damit ihre wahres Ausmaß geht über die Monate und mit den vielen Detailenthüllungen aber verloren.

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Zeitung ist Zeitung, Journalismus ist Journalismus

Quelle: http://piqs.deIn der deutschen Zeitungsbranche herrscht seit 25. Juli Aufregung. Grund dafür ist die Entscheidung des Axel-Springer-Konzerns seine Regionalzeitungen, Frauen- und Programmzeitschriften an die Funke-Gruppe zu verkaufen. Diese Entscheidung sorgt für heftige Diskussionen. Und immer wieder wird dem Springerverlag der Vorwurf gemacht, dass er sich mit dem Verkauf vom Journalismus verabschiede. So auch auf Spiegel Online:

Der Springer-Verlag verkauft ein riesiges Paket von Zeitungen und Zeitschriften an die Konkurrenz und entkernt sich damit selbst. Europas größtes Zeitungshaus glaubt offenbar nicht mehr daran, dass man mit Journalismus in Zukunft noch Geld verdienen kann. Ein verlegerischer Offenbarungseid.

Wenn sich Springer von zahlreichen Printprodukten verabschiedet um “eine stringente Digitalisierungsstrategie” zu verfolgen, dann wird das in Teilen der Branche mit einem Abschied vom Journalismus gleichgesetzt. Keine Tageszeitung = kein Journalismus, so liest sich für mich die Gleichung, die nach dem 920-Millionen-Euro-Deal in den Führungsetagen und Redaktionen deutscher Printunternehmen aufgestellt wird.

Diejenigen, die diese Gleichung am lautesten proklamieren, sind naturgemäß Zeitungsjournalisten. Wenn das Argument, im Digitalen, also im Internet ließe sich kein Geld verdienen, auf Spiegel Online zu lesen ist, dann entbehrt das zusätzlich nicht der Skurrillität. Denn Spiegel Online gewinnt im Gegensatz zum gedruckten Spiegel Leser und verdient Geld.

Abgesehen davon – die Gleichung “keine Tageszeitung = kein Journalismus” ist jedenfalls falsch. Denn das Zeitungspapier ist nur das Medium, auf dem die journalistischen Beiträge zum Leser tranpsortiert werden. Kein Vertriebskanal jedoch ist entscheidend für die Qualität dessen, was transportiert wird. Eine logische Schlussfolgerung, die für viele so logisch gar nicht ist. Zum Beispiel für Valdo Lehari, den Vorsitzenden des Verbandes Südwestdeutscher Zeitungsverleger. Er verknüpft den Weiterbestand von Tageszeitungen in einem Interview gar damit, wie unsere Gesellschaft in Zukunft aussehen wird:

Ist das weiterhin eine informierte, aufgeklärte Gesellschaft – oder reicht ein Häppchen-Journalismus, der lediglich aus Überschriften besteht? Für eine aufgeklärte Gesellschaft liefern die Tageszeitungen die Grundversorgung […].

Der grundlegende Irrtum auch in der Journalismus-Debatte nach dem der Springer-Pulbikationen ist die Annahme, dass Qualitätsjournalismus nur auf gedruckten Papier präsentiert werden könne. Diese Meinung teile ich mit Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke, der diese Fehleinschätzung in einer Analyse auf den Punkt bringt:

Dieser Ansatz ist falsch. Er setzt das Trägermedium, das Vehikel, gleich mit dem Produkt, das auf diesem Trägermedium zum Konsumenten transportiert wird. Und das ist ein Irrtum, dem ein strategischer Handlungsfehler zugrunde liegt, der vor Jahren begangen wurde.

Print und Digital sind zunächst einmal Transportwege, zwei Medien im ursprünglichen Wortsinne. Und die Transportmittel von Nachrichten haben sich seit Jahrhunderten ständig verändert. […]

Mit einem bestimmten Journalismus, Qualität oder Junk, hat das Transportmittel zunächst einmal gar nichts zu tun.

Darauf hinzuweisen ist nötig, weil die der Monopolanspruch von Tageszeitungen auf guten Journalismus, wie ihn manche in der Branche stellen, von der tatsächlichen Gefährdung für den Journalismus ablenkt: Die Grundlagen, um anspruchsvollen Journalismus zu betreiben, werden zunehmend weggespart – nicht nur in Zeitungsredaktionen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Daher muss es in erster Linie um die Frage gehen, wie der Journalismus überleben kann und nicht die Vertriebskanäle, in denen seine Produkte zu den Lesern, Sehern, Hörern und Usern gebracht werden.

Multimedia muss einen Zweck haben

CC BY NC SA Gerhard RetteneggerSnowfall, the Avalanche at Tunnel Creek“, das umfangreiche Multimedia-Feature der New York Times war ein großer Erfolg. Redakteur und Projektleiter John Branch erhielt dafür heuer, 2013, einen Pulitzerpreis. Das aufwändige Multimedia-Projekt war so erfolgreich, dass es in manchen Redaktionen heißt: “Wir snowfallen eine Geschichte”, wenn sie multimedia aufbereitet wird.

“Manche Medienleute glauben, dass wir mit diesem Projekt bahnbrechend für die Zeitungsbranche waren”, sagt John Branch in einem Interview, dass ich vor wenigen Tagen mit ihm über “Snowfall”, über Multimedia und Journalismus geführt habe.

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The Future of Journalism is …

In einem inspirierenden Video haben Studierende der Columbia Journalism School unterschiedlichste Meinungen eingeholt, wie die Zukunft des Journalismus aussehen kann:

  • One-Man/Woman-Show
  • Freiberufler
  • Kollaboration
  • Datenjournalismus
  • Globalisierung

Das Video reflektiert naturgemäß stark die Mediensituation in den Vereinigten Staaten.

Future of Journalism from videostorytelling on Vimeo.

“Das Internet nimmt Journalisten nichts weg”

Mercedes BunzFür Mercedes Bunz ist es ein verhägnisvolles Missverständnis: “Solange wir Journalisten glauben, das Internet ist ‘die andere Öffentlichkeit’, die uns bedroht und uns unsere eigene Öffentlichkeit wegnimmt, solange begehen wir einen Fehler.” Journalisten würden nicht mehr im Web, sondern mit dem Web veröffentlichen, zitiert die Kulturwissenschafterin und Journalistin  Emily Bell, ihre frühere Kollegin beim britischen “The Guardian” und die jetzige Journalismusprofessorin.

Die sozialen Netzwerke führten zu einem Paradigmenwechsel. Bislang hatte der Journalist “die Fähigkeit Öffentlichkeit herzustellen für sich alleine, das konnte außer ihm vielleicht noch der Künstler”, anaylsiert Bunz. In den sozialen Netzwerken entsteht nun diese digitale Öffentlichkeit, “und der Journalist denkt erst Mal: man verliert irgendwas.”

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Zur Zukunft des Journalismus

Snow FallAls spektuakuläres Beispiel für das Potenzial digitalen Storytellings zeichnete die Jury des “Peacock Awards“, der am Grady College im US-Bundesstaat Georgia vergebenen Auszeichnung für elektronische Medien, “Snow Fall – the Avalanche at Tunnel Creek” aus. Eine multimediale Erzählung, die im Dezember 2012 von der New York Times veröffentlicht und nicht nur von der Fachwelt begeistert aufgenommen wurde. Im Überschwang der Begeisterung war schon davon die Rede, das sei die Zukunft des Journalismus. Eine sehr eindrucksvolle Multimedia-Reportage als Hoffnung für eine krisengebeutelte Branche … das wird es wohl nicht werden. Aber “Snow Fall” ist doch ein gutes Beispiel, wie attraktiver Journalismus im digitalen Zeitalter aussehen kann.

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Kein SocialTV ohne Second Screen

Screenshot: Samsung socialTV App

Die Vorstellung hat etwas für sich: Auf den linken zwei Dritteln des großen TV-Bildschirms flimmert das lineare Programm. Darüber unterhalten sich Zuseher mittels sozialem Netzwerk, die Mitteilungen werden im rechten Drittel des Bildschirms angezeigt. Damit wäre a) der Second Screen überflüssig und b) alle Inhalte sind übersichtlich auf einem Bildschirm angeordnet. Es bleibt aber beim wäre und könnte. Der Praxistest hat gezeigt, dass das Fernsehgerät, mag es auch noch so modern sein, ein Fernsehgerät bleibt. Und (noch ?) nicht zum interaktiven Social-TV-Erlebnis taugt. (mehr …)

Der Lehrmeister der guten Sprache hört auf

Als „das Gewissen der Journalisten, wenn es um gutes Deutsch ging“ bezeichnet der „StandardWolf Schneider, nachdem dieser im Kuratorium für Journalistenausbildung  in Salzburg am 5. Dezember 2012 seinen letzten Auftritt als Lehrer hatte.  Mit 87 Lebensjahren und nach 33 Jahren als Journalistenlehrer beschränkt sich Wolf Schneider nun auf das Schreiben von Büchern. Wer immer ihn als Lehrer erlebt hat, teilt meine Erfahrungen: Wolf Schneider ist ein Sprachpurist, kompromisslos in seiner Kritik.

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Langweilig, uninformiert und falsch

Warum Menschen immer weniger Zeitungen lesen, journalistische Berichterstattung geringer schätzen, sie weniger nachfragen und nicht dafür bereit sind zu zahlen? Nein, nicht wegen der „Gratiskultur“ im Internet, sondern auch – und möglicherweise: vor allem -,  weil Journalisten langweilig und inkompetent berichten.

Weil wir in den vergangenen Tagen viel über das Ende der „Frankfurter Rundschau“ und der „Financial Times Deutschland“ sowie über Mitarbeiterabbau bei „Kurier“ und „Presse“ in Österreich debattiert haben, ist mir dieser Artikel auf der Website des „Gießener Anzeigers“ aufgefallen.

Ein Beispiel von vielen, unspektakulär – für mich aber gerade deshalb ein gutes Beispiel, wie Leser Tag für Tag ein bisschen mehr vergrämt werden.

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